Rund 120 konspirative Partisanenspitäler existierten auf slowenischem Territorium. Aber nur eine verschwindend geringe Anzahl davon war nach Personen benannt. Dazu gehörte das Ende 1943 in der abgelegenen Pasica-Klamm errichtete Spital in Dolenji Novaki bei Cerkno: Die Redeweise, Verletzte „zu Franja“ zu schicken, hatte sich so eingebürgert, dass es nach kurzer Zeit auch offiziell diesen Namen erhielt.
Franja Bojc wurde am 26. November 1913 als drittes von insgesamt sieben Kindern einer Bauernfamilie in Nemška vas bei Ribnica (Slowenien) geboren. Nach Abschluss der Grundschule konnte sie dennoch in Ljubljana weiter die Schule besuchen; ihren Lebensunterhalt bestritt sie teilweise selbst, in dem sie Kindern aus wohlhabenden Familien Nachhilfe erteilte. Nach dem Abitur schrieb sich Franja an der Medizinischen Fakultät in Belgrad ein und setzte ihr Studium in Zagreb fort, wo sie 1939 ihren Abschluss machte und promovierte.
Danach arbeitete sie zunächst als Allgemeinärztin in ihrem Heimatort Ribnica, wo sie auch den vor allem von italienischen Truppen unterstützten deutschen Überfall auf Jugoslawien am 6. April 1941 erlebte. Das überfallene Land musste nach weniger als zwei Wochen kapitulieren, wurde zerschlagen und danach in verschiedene Besatzungszonen aufgeteilt: Der Süden Sloweniens mit der Hauptstadt Ljubljana wurde zur „Provincia di Lubiana“ des faschistischen Italiens, das durch die „Achse Berlin–Rom“ und den „Stahlpakt“ mit dem deutschen Reich eng verbunden war.
Die slowenische Befreiungsfront
Noch im selben Monat gründete sich die slowenische Befreiungsfront (Osvobodilna fronta, OF), die sich im September 1941 zum „Slowenischen nationalen Befreiungskomitee“, dem höchsten politischen Organ des neuen Sloweniens, erklärte. Gründungsmitglieder waren die Kommunistische Partei Sloweniens, die Slowenischen Christlichen Sozialisten und der slowenische Sokol (Turnerbund). Sie wurden vom faschistischen Besatzungsregime mit aller Härte verfolgt. So ließ General Mario Roatta, der die italienischen Besatzungstruppen in Slowenien, Dalmatien und Kroatien kommandierte, in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar 1942 das Stadtgebiet von Ljubljana mit einem Stacheldrahtzaun hermetisch abriegeln und ordnete danach Durchkämmungsaktionen an. Mehrere hundert gefangengenommene slowenische Zivilisten – SchülerInnen, Studierende und Intellektuelle, die im Verdacht standen, mit der slowenischen Befreiungsbewegung zu sympathisieren – wurden Mitte März 1942 in das Konzentrationslager Gonars in der Region Friaul-Julisch Venetien deportiert. Roattas Besatzungsherrschaft war durch Zwangsmaßnahmen, Geiselerschießungen sowie massenhafte Deportationen gekennzeichnet. In seinen Instruktionen für die Bekämpfung der in seinem Befehlsbereich operierenden Partisanen hielt Roatta im offenen Bruch mit dem Kriegsvölkerrecht seine Offiziere dazu an, nichtnach dem Grundsatz „Zahn um Zahn“ vorzugehen, sondern sich an der Formel „Zahn um Kopf“ zu orientieren. Dazu gehörte auch, dass in Gebieten, in denen Partisanen aktiv waren, alle aufgegriffenen Männer sofort zu liquidieren waren.
Verletzte wurden ins Partisanenkrankenhaus „zu Franja“ gebracht

Schon während Dr. Franja Bojc ihre Praxis in Ribnica betrieb, arbeitete sie bereits illegal mit der nationalen Befreiungsbewegung zusammen. Mehrmals wurde sie deshalb von den italienischen Besatzern verhaftet, kam aber stets wieder frei. Nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 aber – die Deutschen hatten nun die Macht in ganz Slowenien übernommen – ging auch sie in den Untergrund und schloss sich den PartisanInnen an. Ein Jahr später trat sie der Kommunistischen Partei Sloweniens bei und übernahm im Januar 1944 die Leitung des Partisanenspitals, das kurz zuvor Dr. Viktor Volčjak in der abgelegenen Pasica-Klamm errichtet hatte. Diese Position hatte sie – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung, in der sie sich einer Überprüfung ihrer „Prinzipientreue“ stellen musste – bis Kriegsende inne.
Als sie dort ankam, war erst eine einzige Baracke vorhanden, in der zehn Verwundete versorgt werden konnten. Alle Materialien und Apparaturen mussten mühsam durch die enge, unwegsame Schlucht hinauf befördert werden. Unter Franjas Leitung konnte das Hospital aber sukzessive ausgebaut und für die damaligen Verhältnisse gut ausgestattet werden. In einer größeren Baracke befanden sich der Operationssaal und das Röntgengerät. Außerdem wurden auf dem Gelände eine Holzhütte für Invaliden, eine Isolierstation, eine Baracke mit Sanitäranlagen, mehrere Krankenstationen sowie eine Wäscherei errichtet. Das Partisanenkrankenhaus Franja (Partizanska bolnica Franja), das für die Versorgung Schwerstverletzter bestimmt war, konnte über hundert Patienten aufnehmen. Kleinere Abteilungen für Leichtverletzte gab es in der Umgebung. Bis Kriegsende wurden in allen Abteilungen des Lazaretts etwa 1.000 Verwundete behandelt.

Die junge Ärztin hatte sich aber nicht nur der medizinischen Versorgung zu widmen. Sie musste für die strikte Geheimhaltung des Lazaretts sorgen, Evakuierungspläne für den Notfall ausarbeiten und sich auch um die militärische Sicherung des Geländes kümmern, das durch Maschinengewehrstellungen gesichert war. Neben all diesen Aufgaben fand sie aber noch Zeit, am 20. Februar 1945 Frenk Bidovec zu heiraten. Selbstverständlich fand die Trauung im Hospital statt.
Dr. Franja Bojc Bidovecverließ das Hospital nach der Befreiung am 5. Mai 1945. Die Anlage blieb als Erinnerungsort erhalten, wurde mehrfach durch Geröllschlag oder Überschwemmungen zerstört und stets wieder rekonstruiert und ist seit 1946 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Franja Bojc Bidovecarbeitete danach in Militärkrankenhäusern in Gorica, Triest und Ljubljana. Später wechselte sie in die Gynäkologie und legte 1953 die Facharztprüfung ab. Für einige Jahre zog sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern nach Belgrad, wo sie in einer Frauenklinik arbeitete. Danach leitete sie die gynäkologische Abteilung im Militärkrankenhaus in Ljubljana. Für ihre Arbeit erhielt sie viele Preise und Auszeichnungen. Franja Bojc Bidovec starb am 26. November 1985 im Alter von 72 Jahren.